CardLink: Die Brückentechnologie steht vor der Ablösung
Als DocMorris als erste Versandapotheke am 10. April 2024 den Roll-out von CardLink startete und gesund.de im Juli als erster deutscher Anbieter folgte, eröffnete die Technologie ganz neue Möglichkeiten, eRezepte diskriminierungsfrei und mobil einzulösen – so die Theorie. Durch die Kombination von elektronischer Gesundheitskarte (eGK), NFC-fähigem Smartphone und CardLink-Anbindung in der Apotheken-App, konnten Patienten deutschlandweit eRezepte einfach und ohne PIN einlösen. Doch bereits einen Monat zuvor hatte das Bundesamt für Sicherheit (BSI) Sicherheitsbedenken geäußert – und CardLink galt fortan als Brückentechnologie.
Vorteile auch für die Vor-Ort-Apotheken
Für die Vor-Ort-Apotheken war der Weg ebenfalls offen: Im ADG System war die entsprechende Schnittstelle von Anfang an integriert, sodass dem neuen Einlöseweg für ADG Kunden nichts im Wege stand. Viele Apothekensoftwarehäuser haben die CardLink-Schnittstelle ebenfalls umgesetzt und große Krankenkassen wie die TK bieten CardLink seit Sommer 2024 in ihren Apps an. Die Akzeptanz wächst, auch wenn kritische Stimmen aus der Apothekerschaft genauso wie von Datenschützern nie verstummten.
Allerdings war klar: CardLink war von Anfang an als Brückentechnologie geplant – mit festem Ende: Die ersten Genehmigungen für CardLink laufen bereits im Jahr 2026 aus. Und – zumindest nach aktueller Regulierung – soll die Nutzung spätestens im Januar 2027 enden, auch wenn die gematik ganz aktuell die Zulassung für DocMorris verlängert hat. Wer CardLink heute aufgrund der unzweifelhaften Vorteile nutzt, sollte bereits jetzt kommende Lösungen einplanen – und sich informieren. Denn die wichtigsten „Player“ im Markt mit großer Kundenreichweite wie etwa die Gesundheitsplattform gesund.de arbeiten bereits an einer Nachfolgelösung: dem PoPP-Service.
GesundheitsID & PoPP – die Zukunft der eRezept-Einlösung
Auch für die neue Regierung steht die Digitalisierung des Gesundheitswesens weiter auf der Prioritätenliste ganz oben. Und mit der GesundheitsID steht die nächste wegweisende Technologie bereits in den Startlöchern. Zum Verständnis: Die GesundheitsID ist eine reine digitale Identität für Patienten in Form einer eindeutig zugewiesenen Nummer (ID). Im August 2024 wurde sie im Rahmen des gematik-Konzeptes als zukünftiger Standard für die sichere und einfache Nutzung von Gesundheitsanwendungen definiert und eingeführt. Ein Patient kann damit auch ohne seine Gesundheitskarte (eGK), sondern nur mit seiner reinen digitalen Identität (z. B. auf dem Smartphone) auf seine eRezepte aber auch seine elektronische Patientenakte (ePA) zugreifen.
Damit das Einlösen eines eRezepts per GesundheitsID und ohne CardLink in Apps wie gesund.de funktioniert, sind neue technische Lösungen erforderlich. Hier kommt der PoPP-Service ins Spiel. PoPP (Proof of Patient Presence) ist ein Verfahren, das bestätigt, dass ein Versicherter mit einer Apotheke oder einem anderen Leistungserbringer im Gesundheitswesen in Kontakt treten möchte und Zugang zu den Gesundheitsdaten gewährt. Die Apotheke wird damit für einen gewissen Zeitraum berechtigt, auf die Gesundheitsdaten wie bspw. ein eRezept zuzugreifen.
Patienten erhalten damit die Wahl und können ein eRezept entweder per eGK oder rein digital mithilfe ihrer neuen GesundheitsID auf dem Smartphone über PoPP einlösen. Zudem weisen Kunden damit ihre Identität dezentral und nach EU-Vorgaben nach.
Vorteile der neuen Lösungen für Vor-Ort-Apotheken
Auch die Vor-Ort-Apotheken werden vom neuen Standard profitieren: Mehr Sicherheit bei der Identifizierung und Legitimation eines Patienten, und damit auch weniger Risiko des Missbrauchs, was gerade im Rx-Bereich einen erheblichen Vorteil darstellt: GesundheitsID und PoPP erfüllen höchste Datenschutzstandards, vereinfachen die Protokollierung und minimieren Prozessfehler.
Die Vorteile auf einen Blick
- Einfachere Abwicklung im HV genauso wie im Nacht-, Not- oder Botendienst: Die Einlösung ist sowohl vor Ort als auch mobil in wenigen Klicks möglich.
- Wettbewerbsfähige digitale Services: Vor-Ort-Apotheken können sich besser gegenüber Versandapotheken positionieren und Kunden moderne, digitale Zugangskanäle anbieten.
- Familien- und Vertretungsfunktionen: Mit der GesundheitsID können Rezepte rechtssicher für Angehörige eingelöst werden, die Prozesse sind transparent und sauber dokumentiert.
- Investitionsschutz, weil große Plattformen wie gesund.de die Technik unterstützen.
Zeitplan & Übergangsphasen
Januar 2026:
Beginn sukzessive Migration von CardLink auf GesundheitsID und PoPP, erste Pilot-Apotheken werden angebunden.
2026 (Q2 bis Q4):
Flächendeckender Roll-out, Anpassung der Apothekensoftwarehäuser erwartet.
31. Januar 2027:
CardLink läuft endgültig aus, GesundheitsID und PoPP sind Standard.
Was Apotheken jetzt tun sollten
- Den Übergang von CardLink zu neuen Lösungen im Blick behalten:
Sich informieren - Mitarbeiter informieren:
Die neue Prozesslandschaft verlangt standardisierte Vorgehensweisen und Problembewusstsein – machen Sie Ihr Team rechtzeitig mit den neuen Einlösewegen vertraut! - Kommunikation mit Kunden aufnehmen:
Informieren Sie Ihre Kunden über die neuen Einlösewege mit GesundheitsID und PoPP sowie deren Sicherheit und Vorteile. - Lösung im ADG System:
Sobald die Anbindung über PoPP in Ihrem ADG System zur Verfügung steht, werden wir Sie rechtzeitig informieren.
Übersicht: Einlösewege eRezept ab 2026
| Einlöseweg | Authentifizierung |
| CardLink | eGK + NFC, App, SMS-TAN |
| GesundheitsID / PoPP | Digitale ID, kontaktlos |
| eGK + PIN | Vor-Ort, Karte im Terminal |
| Papier-Token | Ausdruck mit QR-Code, Backup-Lösung |
Fazit & Ausblick
Wer als Apotheke heute CardLink nutzt, sollte den Übergang zur GesundheitsID und PoPP gezielt vorbereiten. Der Weg zur digitalen Identität bringt viele Vorteile – aber auch neue Prozessanforderungen an Sie und Ihr Personal. Klare Kommunikation und technische Sorgfalt sind jetzt für Teams und Leitungen Pflicht. Am Ball bleiben lohnt sich – die Zukunft des eRezepts ist digital, flexibel und vor allem sicher.
Wie schon beim CardLink-Verfahren wird die ADG auch die GesundheitsID und PoPP für Sie bestmöglich in den Systemen einbinden, sodass Sie effiziente Abläufe für die Bearbeitung von eRezepten erhalten.




